Adel im Untergang
Ludwig Renn hieß bis 1930 Arnold Vieth von Golßenau und entstammt sächsischem Adel mit Stammsitz in Golßen (Niederlausitz). Der Roman entstand 1944 in Mexiko im Exil. Er ist eine Art Erinnerungsbuch, das vor allem Rekapitulation von Erlebtem darstellt. Allerdings weist sein Titel schon über das Memoirenhafte hinaus: „Adel im Untergang. Ein Zeitalter wird besichtigt.“ Arnold Vieth von Golßenau begegnet uns als ein zeit- und standestypischer junger Mann. Er schlägt 1910 die Offizierslaufbahn ein, und so ist ihm eine der üblichen Karrieren vorbestimmt. Das vornehme Königlich Sächsische Leib-Grenadier-Regiment Nr. 100 wird seine Heimat werden. Schon im Jahr 1910 rechnet man mit dem Krieg, der kommen wird. Arnold wird sich so zu bewähren haben, meint dessen Vater, der als Gymnasiallehrer zeitweilig als Prinzenerzieher einen nicht ganz standesgemäßen Weg eingeschlagen zu haben glaubt. Arnold sieht in dem Entschluss des Vaters durchaus die logische Fortsetzung der in der Familie herrschenden Lebensauffassung. Nachdem Arnold als Fahnenjunker in dem Regiment aufgenommen worden ist, scheinen alle hochgesteckten Erwartungen und Vorstellungen Realität anzunehmen. Der Glanz eines Lebens, dessen einzige Aufgabe es ist, die Macht der Mächtigen zu schützen und an ihr teilzuhaben, dies behagt ihm. Die Abende im turbulenten Kasino, der Umgang mit Angehörigen traditionsbeschwerter Geschlechter, das bisher ungewohnte freie Leben, das sich freilich im Trinken, Rauchen, in Ruhmredereien, Amouren und Zurschaustellen von prächtigen Uniformen erschöpft, vermitteln ihm das Bewusstsein einer Sonderstellung; auch an den militärischen Übungen findet er Geschmack. Nach einiger Zeit aber beginnt Arnold, die Hohlheit und Aufgeblasenheit vieler der Männer zu erkennen, die er für die Blüte der Nation gehalten hat... Als sich Ludwig Renn 1944 daranmacht, seine Erinnerungen an diese widerspruchsvoll-glückliche Vorkriegszeit mit der Genauigkeit des Offiziers und dem Humor des Schriftstellers aufzuschreiben, lässt er den Dresdener Hofstaat jener Jahre noch einmal erstehen: Das Freundlich-Morbide dieses gesellschaftlichen Endzustandes atmet eine südliche Fin-de-siècle-Stimmung, gleich der, die damals im habsburgischen Wien herrscht. Je unbeschwerter der Vordergrund des Geschehens bei Hofe, in den Kasernen und Kasinos erscheint, desto deutlicher zeichnen sich die tiefen Klüfte im Hintergrund ab.Handlungsorte
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