Die Stadt

„Wissen Sie, was diese Stadt im Grunde ist? Ein historischer Leichnam. Seit Jahrhunderten rottet sie vor sich hin. Sie müsste mal ordentlich durchgelüftet werden.“ Die Stadt ist Kiew in den 1920er Jahren, zur Zeit der sogenannten „Ukrainisierung“ (Förderung von Sprache und Kultur der sowjetischen Nationalrepubliken, beendet durch den Stalinismus). - Stepan Radtschenko kommt mit großen Erwartungen aus einem Dorf nach Kiew, um dort zu studieren und mitzuhelfen, den Sozialismus aufzubauen. Neben dem Studium und auch danach arbeitet er als Lehrer für Ukrainisch und engagiert sich in diversen Parteiaktivitäten. Nebenher beginnt er, Geschichten zu schreiben, die später in einer Zeitschrift veröffentlicht werden. Schließlich wird er Zeitungsredakteur und gibt seine bisherigen Tätigkeiten auf, die ihm zunehmend unbefriedigend erscheinen. Verbunden mit diesem Marsch durch die Institutionen ist ein zunehmender Wohlstand und verschiedene Frauenbeziehungen, von se iner Jugendfreundin, die mit ihm nach Kiew, bis hin zur Ballerina. Am Ende des Buches schreibt er im vollen Bewusstsein, ein „ukrainischer Schriftsteller“ zu sein, „seinen Roman über den Menschen.“ - Stepan kann als Alter Ego Walerjan Pidmohylnyjs (geboren 1901) gesehen werden, zu dessen Leben es viele Parallelen zu seinem Romanhelden gibt. Mit seinem Meisterwerk „Die Stadt“ gilt er als der Begründer des modernen neorealistischen Romans der Ukraine. Mit den Aufkommen des Stalinismus verlor Pidmohylnyj seine Stelle als Redakteur und konnte kaum noch eigene Werke publizieren. 1934 wurde er schließlich verhaftet und in ein sowjetisches Lager deportiert, wo er im November 1937 – zusammen mit vielen anderen wichtigen Vertretern der ukrainischen Literatur und Kunst – hingerichtet wurde. 1956 erfolgte zwar die offizielle Rehabilitierung, aber „Die Stadt“ erschien erst wieder 1989 in der Zeit der Perestrojka.

Handlungsorte

»Lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten.«
Jean Paul

Buchdetails

Handlungsorte
Kiew, Dnepr (Fluss)
Buchdaten
Titel: Die Stadt
Kategorie: Roman / Erzählung von 1928
LeserIn: Faun
Eingabe: 16.05.2022


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