Unterwegs zu Melusine

Der stark autobiographisch geprägte Roman spielt in einer von der Literatur noch kaum erschlossenen Landschaft: in der deutschsprachigen Grenzregion der belgischen Ardennen. Der Haupthandlungsort Sankt Vith liegt an der Schnittstelle von Eifel und Ardennen und ist einer von 9 Gemeinden der "Deutschsprachigen Gemeinschaft" in Belgien. Der Protagonist des Romans, geboren 1934, wächst in einer zum belgischen Staat loyalen Familie im deutschsprachigen Belgien auf. Sein Vater ist ein sehr autoritärer, überzeugter Katholik. Er will, dass der Junge Priester wird. Geschildert werden die ersten 20 Lebensjahre in dieser ländlichen Gegend zwischen Eifel und Ardennen, die geprägt sind von der Armut des Volkes, von dem Zwiespalt zwischen deutscher Sprache und Geschichte einerseits und der staatlichen Zugehörigkeit zu Belgien andererseits. Der junge Protagonist kämpft in seinem Bestreben nach Selbstfindung gegen die autoritären Beharrungsstrukturen einer katholisch geprägten Gesellschaft. Die Widerstände, die er im Elternhaus, in der Schule und überall im Alltag antrifft, sind mannigfacher Art, betreffen aber insbesondere die Tabuisierung der Erotik und Sexualität. Die Entwicklung zum selbstbewussten Ich wird spannend und nicht ohne Ironie beschrieben. Darüber hinaus hat der Roman neben seiner historischen Verankerung und seiner Sicht auf eine kleinbürgerlich geprägte Gesellschaft die Mentalitäts- und Identitätsprobleme einer europäischen Grenzregion zum Thema. Wir lesen auch über die Kriegsjahre. Im Winter 1944/45 lag die Kleinstadt St. Vith durch die Ardennen-Offensive im Kampfzentrum und wurde restlos zerstört. Es folgen die Schilderungen der Internatsjahre in der Nachkriegszeit, die von extremer Körperfeindlichkeit der Erziehenden und auch von den sonstigen Zwängen und Demütigungen eines Internatslebens handeln.

Handlungsorte

»Liebe ist fatal. Es sei denn, es ist die Liebe zu einer Landschaft.«
T.H. White

Buchdetails

Handlungsorte
Sankt Vith
Buchdaten
Titel: Unterwegs zu Melusine
Kategorie: Roman / Erzählung von 2006
LeserIn: Günter H.
Eingabe: 06.01.2016


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